Vom Freud und Leid Bücher zu verkaufen | "Tagebuch eines Buchhändlers" von Shaun Bythell
Bücher in Büchern,  Rezension

Vom Freud und Leid Bücher zu verkaufen | „Tagebuch eines Buchhändlers“ von Shaun Bythell

Arbeiten in einer Buchhandlung, das ist wohl für viele Bibliophile der absolute Wunschtraum eines Berufes, sofern sie nicht schon einmal (zur Weihnachtszeit) im Buchhandel arbeiten mussten. Das Tagebuch eines Buchhändlers verspricht einen Einblick in den Buchhändleralltag zu geben, auch wenn es mit dem Titel leicht in die Irre führt. Dennoch ist es ein unterhaltsamer Roman und eine schöne Geschenkidee für Bücherverrückte.

Tagebuch eines Buchhändlers von Shaun Bythell

Shaun Bythell hat sich seinen Lebenstraum erfüllt: Er hat ein Antiquariat übernommen und lebt nun in seiner kleinen Wohnung über den Laden, in dem er tagsüber seine Stunden verbringt. Und weil der Verkauf mit Kunden auch einige skurrile Begegnungen mit Kunden aller Art mit sich bringt, wird sein Alltag nie langweilig. In Form von kurzweiligen Tagebucheinträgen beschreibt Bythell Freud und Leid aus dem Buchverkaufsleben – und lehrt nebenbei einiges über das Antiquariatsgeschäft.

Höhen und Tiefen im Buchhandel

Auch wenn The Bookshop in Wigtown, Schottland, keine Buchhandlung ist, wie der Titel suggeriert, so lernt man beim Lesen doch einiges über den harten Alltag eines Buchverkäufers. Über die Geschichte der englischen Buchpreisbindung, existenziellen Fragen der Wirtschaftlichkeit bis hin zum schwierigen Pflaster des Online-Verkaufs gibt Bythell jede Menge alltagsnahe Einblicke. Und zeigt zugleich auf wie fernab jedweger Realität Kundenwünsche mitunter sein können. Dass dieses Tagebuch nicht nur reine Fiktion ist, sondern auf einer wahren Begebenheit beruht, erhöht den Charme des Buches nur noch.

Quer durch alle Jahreszeiten begleitet wir in diesem literarischen Tagebuch den Buchhändler, seine Buchhandlung samt Angestellten und eigentlich das ganze Städtchen Wigtown. Denn neben den Einblicken hinter die Kulissen lebt das Buch eigentlich von den schrägen Dialogen zwischen Kunde und Verkäufer. Leider zieht es sich aber aus genau diesem Grund ab der Mitte ein wenig, weil bis auf (wiederkehrende) verrückte Kunden und das eine oder andere Highlight inhaltlich kaum etwas passiert. Aber vielleicht macht genau dies auch den charmanten Kern des Buches aus: Den zumeist nahezu langweiligen Alltag nachzuzeichnen und zugleich den steten Kampf gegen eBooks, den Online-Handel und fast schon fehlende Wirtschaftlichkeit des Geschäfts aufzuzeigen.

Für wen eignet sich dieses Buch?

Grundsätzlich ist das Tagebuch eines Buchhändlers das ideale Buch für bibliophile Menschen. Allerdings fand ich es bis zum Ende irritierend, dass ein Antiquariat als Buchhandlung bezeichnet wird (im Original heißt das Buch übrigens passender The diary of a bookseller). Denn ob man neue oder gebrauchte Bücher verkauft macht tatsächlich einen riesigen Unterschied im Buchhandel. Vielleicht habe ich aber auch schon zu viel Hintergrundwissen über die Branche, um diesen Unterschied ignorieren zu können. Dennoch ist die Grundidee sehr gelungen und die bibliophilen Beschreibungen über Bücher und Leser sind sehr schön. Damit ist das Buch ein nettes Geschenk für Vielleser und ich hab nach der Lektüre wirklich große Lust mir den zugrundeliegenden The Bookshop in Wigtown in meinem nächsten Urlaub anzusehen.

Fazit: Kurzweiliger und unterhaltsamer Lesespaß für Buchliebhaber! Das Tagebuch eines Buchhändlers gibt Einblicke in Höhen und Tiefen des Antiquariatsverkaufs und beschreibt skurrile Kunden-Verkäufer-Dialoge. Gute Geschenkidee für Buchverliebte mit Garantie auf schöne Lesestunden.


Übrigens: Wer Bücher dieser Art mit realem Bezug liebt, sollte sich ebenfalls Meine wundervolle Buchhandlung von Petra Hartlieb über ihre Wiener Buchhandlung oder Mein wunderbares Bücherboot von Sarah Henshaw über ihre schwimmende Buchhandlung ansehen.


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Tagebuch eines Buchhändlers von Shaun Bythell
Aus dem Englischen von Mechthild Barth
448 Seiten, Taschenbuch
Erschienen im August 2019
btb

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