[Kolumne] Vertrautes Lesen
Was haltet ihr davon?

[Kolumne] Vertrautes Lesen

Mein Kopf ist manchmal so voll mit allen Dingen aus meinem Alltag, dass ich das Gefühl habe, gar keine neuen Geschichten mehr aufnehmen zu können. Oft habe ich ein unbekanntes Buch neben mir liegen, kann mich aber nicht durchringen, dieses zu lesen. Ich bin einfach zu müde, zu abgelenkt, habe zu viele Gedanken im Kopf.

Leichter fällt es mir dagegen mich mit mir bereits bekanntem Lesestoff abzulenken. Ob oft gelesenes Jugendbuch oder Liebesromanen aus meiner Abi-Stress-Phase, aktuell lese ich, was seicht ist, und vor allem: Was ich eigentlich schon kenne. Diese bekannten Geschichten halten meinen Kopf vom Grübeln ab, sie geben mir ein vertrautes und sicheres Gefühl. Und dennoch belegen sie nicht den Großteil meiner Gedanken mit neuen Inhalten, sie fesseln mich nicht oder halten mich vom Schlafen ab und vor allem brauche ich sie nicht komplett zu Ende zu lesen.

Denn das Ende, das kenne ich schon. Auch der Anfang ist mir nicht neu und so kann ich die einführenden ersten Kapitel überspringen und direkt zur sich entwickelnden Handlung springen. Ich treffe auf bekannte Figuren und bereite gelöste Konflikte. Und wenn sich die Lösung abzeichnet, wenn das Ende näher rückt, kann ich mit gutem Gefühl zu lesen aufhören und einschlafen.

In den letzten Wochen habe ich mich nach Irland geträumt und stapelweise Romane gelesen, die ich gleichzeitig innig liebe, mir heute aber wahrscheinlich nicht mehr kaufen würde, weil ich inzwischen zu anderen Themen und Genre greife. Und es fühlt sich an wie heimkommen…

Welche Romane lest ihr, wenn euer Kopf eigentlich voll ist, wenn ihr (Prüfungs-) Stress habt und euch eigentlich auf anderes konzentrieren müsst? Macht ihr dann eine Lesepause, lenkt ihr euch mit unbekannten Geschichten ab oder zieht es euch auch zu euch vertrauten Büchern?

13 Kommentare

  • Jana

    Hi Jennifer,

    ich kenne das sehr gut! Im Jahr meiner Examensvorbereitung hatte ich oft keinen Kopf dazu, mich auf neue Geschichten einzulassen; gerade meine Klassiker-Leseliste lag brach, weil ich beim Lesen einfach nur noch abschalten wollte. Ich habe dann einen Mittelweg gefunden zwischen weniger umfangreichen Klassikern, manchmal Dramen, und einfach schöner Belletristik. Insgesamt habe ich in dieser Zeit deutlich weniger gelesen als sonst; dafür aber ausgewählter, weil ich schnell gemerkt habe, ob ein Buch sich nach einem ganzen Tag voller Lehrbuchlesen und Karteikarten noch ,,gut“ anfühlte. Doppelt oder mehrfach lese ich Bücher aber nie.

    Viele Grüße
    Jana

    • Jennifer

      Liebe Jana,

      wie spannend! Ich habe zuletzt auch oft zu seichteren Geschichten mit einer nicht so tiefen Handlung gegriffen 🙂
      Klassiker sind ja, was die Komplexität angeht, ganz schön tief. Je nachdem, wie alt die Stücke sind, finde ich schon das hereindenken anstrengend. Ich könnte beispielsweise nie (auch wenn ich sie sehr gerne lese) Jane Austen rein zur Entspannung lesen.
      Ganz allgemein denke ich, dass eine gewisse Abwechslung der Genre beim Lesen ganz angenehm ist!

      Liebe Grüße
      Jennifer

  • Konstanze

    Mir geht es wie dir. Wenn der Kopf voll ist und ich trotzdem Ablenkung suche, dann greife ich entweder zu vertrauten Romanen oder zu Kinderbüchern. (Ich lese sehr gern Bücher noch einmal, weil ich dann nicht nur genau sagen kann, dass die Geschichte zu meiner aktuellen Stimmung passt, sondern auch immer wieder neue Facetten entdecken kann – es ist unglaublich spannend, wie man im Laufe der Zeit eine neue Sicht auf Charaktere, ihre Aussagen und Verhaltensweisen entwickelt.)

    Ich musste ein bisschen schmunzeln, als ich die Nora-Roberts-Titel auf deinem Foto entdeckte, denn mit der Autorin habe ich mich in diesen Jahr auch schon abgelenkt. Dummerweise kann ich ihre Geschichte nur phasenweise lesen und da es gerade nicht mal so richtig mit dem Stillsitzen klappen will, greife ich momentan zu meinem letzten Ausweg in solchen Situationen und lese Kurzgeschichten. Die übersichtliche Länge und der schnelle Einstieg machen die perfekt für Zeiten, in denen die Konzentration nur für ein paar Minuten ausreicht.

    • Jennifer

      Liebe Konstanze,
      oh, ich weiß genau was du mit den Stimmungen meinst! Ich glaube, das spielt bei mir tatsächlich auch eine große Rolle, auch wenn es mir erst jetzt durch deinen Kommentar bewusst wird…

      Ja, Nora Roberts kann ich auch nur in ganz bestimmten Phasen lesen (und auch tatsächlich nicht alle Romane von ihr). Aber wie man am Bild sieht, lese ich dann auch gerne direkt eine komplette Reihe 😀
      Kurzgeschichten empfinde ich aufgrund der Kürze tatsächlich gar nicht als „leichteren“ Lesestoff, weil die oft so gedrängt sind in ihrer Aussage. Oftmals denke ich über kürzere Geschichten viel länger nach als über dickere Romane. Aber zumindest hat man da schneller ein Buch beendet, also wäre das für mich zumindest mal einen Versuch wert 🙂

      Liebe Grüße
      Jennifer

      • Konstanze

        Für mich ist das wirklich ein wichtiger Faktor und wenn ich an meinem Bücherregal entlanggehe, dann kann ich auch genau sagen, welcher vertraute Titel bei mir zu welche Stimmung passt. Das ist mit ein Grund, warum ich so viele unterschiedliche Bücher in meinem Regal behalten mag. 🙂

        Lustigerweise habe ich in den letzten Monaten ursprünglich zu Nora Roberts gegriffen, weil ich mir sicher war, dass ich die Autorin jetzt mal aus dem Bestand werfen könnte, und dann musste ich feststellen, dass die Romane genau richtig für meinen unkonzentrierten und quengeligen Sommer waren.

        Das längere Nachdenken finde ich eigentlich nett bei Kurzgeschichten, ich brauche nicht viel Zeit zum Lesen und dafür begleitet mich die Geschichte dann den Rest des Tages, wenn ich durch die Gegend wusel und lenkt mich von meinen eigenen Gedanken ab.

  • Steffi

    Hey Jennifer,

    wenn ich so richtig im Stress bin und abschalten möchte, dann reicht es mir, wenn ich mein Currently Reading nehme. Wenn ich dann abtauchen kann und mich voll und ganz darauf konzentrieren kann. Ich denke, da macht es für mich keinen Unterschied was für ein Buch das ist. Hauptsache es kann mich ablenken. 🙂

    Hab einen tollen Abend. 🙂

    Ganz lieben Gruß
    Steffi

    • Jennifer

      Liebe Steffi,
      ja, manchmal klappt das mit dem Currently Reading wunderbar. Ich glaube zuletzt war mein Kopf einfach zu voll, um ein neues Buch anzufangen und daher habe ich dann irgendwann einfach zu alten Büchern gegriffen…
      So konnte ich abtauchen, ohne etwas komplett neues zu beginnen 🙂
      Liebe Grüße
      Jennifer

  • Katrin

    Also ich lese auch hin und wieder Bücher mehrmals, jedoch eher selten. Lieber schaue ich mich nach neuen Geschichten um, die mich interessieren.
    Mein Lieblingsgenre ist Fantasy, lese jedoch auch mal gerne einen Thriller oder Liebesroman.
    Bin bei Thrillern jedoch sehr wählerisch 😉
    Da ich gerade mein Abi in einem Kolleg nachhole, steht mir auch noch der Prüfungsstress bevor. Ein guter Tipp: in Lernpausen auch mal ein einfaches Hörbuch hören oder einen guten Film anschauen. Komplexere Bücher lese ich selbst eher wenn ich etwas mehr Zeit habe, mitten im Stress vllt eher weniger.

    • Jennifer

      Liebe Katrin,
      lieben Dank für deinen Kommentar, der mir leider erst jetzt angezeigt wird!

      Deine Tipps hab ich auch anderswo schon häufiger gehört. Hörbücher höre ich vor allem beim Aufräumen oder zum Einschlafen sehr gerne, allerdings muss ich sagen, dass ich mich auf Hörbücher noch einmal ganz anderes konzentrieren muss als aufs Lesen. Je nach Sprecher funktioniert das mal mehr, mal weniger gut. Und Filme, egal wie gut sie sind, sind für mich tatsächlich nochmal etwas komplett anderes. Vielleicht liegt das daran, dass mit Netflix & Co ständig alle Sachen verfügbar sind und man oft auch nebenbei was guckt (zB beim Kochen). Auch entspannend, keine Frage, aber eben auf eine andere Art. Und ich habe festgestellt, dass abendliches Fernsehen mich eher aufputscht und ich dann nicht so gut einschlafen kann!

      Viel Erfolg dir bei deiner Prüfungsphase! 🙂
      Jennifer

  • Rainer Ostendorf

    Mir geht es ähnlich wie Dir, auch ich finde immer weniger Zeit zum Lesen, und manchmal weiß ich wirklich nicht was sich lohnt zu lesen. Zur Zeit lese ich ein Buch von Michel de Montaigne. Schöne Grüsse aus Osnabrück

    • Jennifer

      Lieber Rainer,
      vielen Dank für deinen Kommentar, der mir leider jetzt erst angezeigt wurde! WordPress spinnt wohl zurzeit ein wenig…
      Ich finde Zeit zum Lesen sehr kostbar und versuche sie mir bewusst zu nehmen. Leider lässt der Alltag manchmal einfach keinen Raum. Aber es kommen glücklicherweise auch wieder bessere Zeiten 🙂
      Viele Grüße
      Jennifer

  • Johanna

    Hallo Jennifer,

    ich bin gerade zufällig auf deinen Blog gestoßen und liebe – so wie du – Leipzig und Lesen. Daher werde ich jetzt öfter mal auf deinem Blog vorbeischauen. 🙂
    Das Phänomen, das du in diesem Artikel beschreibst, kommt mir auch sehr vertraut war. Ich finde, gerade Kinder- und Jugendbücher schenken einen schnell Trost und Beruhigung, wenn man mal etwas runterkommen will. Mein Evergreens: Momo und Tintenherz. Die gehen einfach immer. 🙂
    Liebe Grüße aus Leipzig!

    • Jennifer

      Liebe Johanna,

      ich freue mich sehr, dass du auf meinen Blog gefunden hast und er dir gefällt 🙂
      Kinderbücher eignen sich auch prima zum Trost-Lesen!

      Liebe Grüße
      Jennifer

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