[Rezension] Warum "Das Leben kostet viel Zeit" von Jens Sparschuh zu viel Lesezeit kostete
Rezension

[Rezension] Warum „Das Leben kostet viel Zeit“ von Jens Sparschuh zu viel Lesezeit kostete

Auf der Leipziger Buchmesse 2018 stolperte mein Freund zufällig über Das Leben kostet viel Zeit von Jens Sparschuh. Eigentlich klang das Buch sehr interessant, daher wollte ich es sehr gerne lesen. Leider entpuppte sich die Geschichte als etwas anderes als erwartet sodass ich zum Schluss leider sagen muss: Dieses Buch kostete zu viel Zeit!

Das Leben kostet viel Zeit von Jens Sparschuh

Früher arbeitete er als Redakteur in einem kleinen lokalen Tagblatt. Nun schreibt Titus Brose für LebensLauf die – oftmals eintönig bis belanglosen – Lebenserinnerungen von Senioren auf. Im Alten Fährhaus, dem örtlichen Altenheim, trifft er dabei so manche skurrile Gestalt und sinniert über Sinn und Unsinn des Lebens nach.

Das Lesen kostete zu viel Zeit

Ich sage es gleich vorweg: Ein großer Fan von Biografien war ich nie. Insofern amüsierten mich die Schilderungen über den Unsinn des Verfassens von Lebenserinnerungen sehr. Leider wogen diese nicht den ansonsten sehr zähen Verlauf der Erzählung auf – eine, so muss ich gezwungenermaßen zugeben, gelungene Darstellung des langsamen Verfließen der Zeit. Wenn das Buch seinem Titel treu bleiben wollte, dann muss man sagen: Bravo, gelungen!

„Er stieg die Treppen aus dem Dachgeschoss hinunter und fragte sich, und das fragte er sich nicht zum ersten Mal, warum eigentlich gerade die Leute, die wirklich interessant waren, keinerlei Wert auf eine Biografie legten, sondern immer nur die anderen?“

Das Leben kostet viel Zeit, Seite 157

Die Figur Titus Brose wurde mir während des Lesens leider nicht näher gebracht, stattdessen fragte ich mich allzu oft, warum er der so drögen Tätigkeit des Chronisten von langweiligen Lebenserinnerungen nachgeht. Leidenschaft schien jedenfalls keine Motivation zu sein. So amüsant die älteren Herrschaften im Alten Fährhaus auch hätten sein können, durch Broses schwurbelige Beschreibungen wurde einem jede Freude an der Erzählung genommen. Die gegen Ende einsetzende Suche nach biografischen Linien von Adelbert von Chamisso (ein deutscher Naturforscher und Dichter) wirkte sehr zusammenhanglos und sorgte für zusätzliche Verwirrung. Warum sollte Brose sich auf einmal mit historischer Forschung beschäftigen, weil einer der Heimbewohner sich für Geschichte interessiert und selbst keine Memoiren verfasst haben möchte?

Insgesamt fehlte mir leider eine Entwicklung oder zumindest ein Zusammenhang in der Schilderung der einzelnen Begebenheiten. Mal schienen die LebensLauf-Erinnerungen der Senioren belanglos und das Geschäftsmodell des kleinen Unternehmens sehr fragwürdig, dann wiederum kritisierte Brose Stil und handwerklich-stilistische Fehlgriffe seines Kollegen als kämen den Erinnerungsbänden eine tiefere Bedeutsamkeit zu. Schlussendlich fragte ich mich nur, ob man ein Buch über Lebenserinnerungen schreiben muss, nur um darin vielfache Anspielungen und Allgemeinplätzchen über das Thema Zeit zu verstecken.

Fazit: Ein wenig Altenheim-Kritik, ein wenig Allerwelts-Philosophie und ansonsten dröge Beschreibungen des Verfassens von Biografien. Nach meiner gefühlten Wahrnehmung dauerte das Lesen länger als die durchschnittliche Anfertigung eines LebensLauf-Memoirs.


Das Buch

Das Leben kostet viel Zeit von Jens Sparschuh
Kiepenheuer & Witsch

Dieses Buch wurde mir kostenfrei zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank an KiWi!

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