Die Frankfurter Buchmesse 2017
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Die Frankfurter Buchmesse 2017

Jetzt ist sie also vorbei – meine erste Frankfurter Buchmesse. In diesem Beitrag möchte ich ein wenig meine Eindrücke wiedergeben; berichten, was ich gesehen habe, was ich von den Ausschreitungen auf der Messe halte und wie ich die Frankfurter Messe insgesamt im Vergleich zur Leipziger fand.


Mein Messebericht

Obwohl ich ursprünglich aus dem Frankfurter Großraum komme, habe ich die Frankfurter Buchmesse noch nie besucht. Das lag auch daran, dass ich vor 5 Jahren (als meine Buchbegeisterung am größten wurde) nach Leipzig gezogen bin und seitdem diese Messe besuche bzw. auf ihr arbeite. Dennoch war es sehr interessant, dieses Jahr nach Frankfurt zu fahren und zwei Tage Messe mitzuerleben.

Freitag – Fachbesuchertag

Ich war schon relativ früh auf der Messe und wollte den ruhigeren (weil Fachbesucher-) Tag nutzen um mir alles anzuschauen. Da ich niemanden, absolut niemanden kannte, war ich sehr froh, dass ich mich mit Kat [KatfromMinasMorgul] über Twitter verabredet habe. Mein Orientierungssinn setzt nämlich in diesen chaotischen Hallen einfach aus. Katja hat mich also eingesammelt und wir sind dann gemeinsam zum Treffpunkt von Nadine [WortKUNSTsalat] gegangen. Nadine hatte vor der Messe unter dem Hashtag #notalonefbm17 zum gemeinsamen über die Messe laufen aufgerufen und hat dann jeden Morgen um 10.30 Uhr alle einsamen Blogger eingesammelt 😉

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#notalonefbm17 am Freitag (Foto: (c) Nadine Hagemann)

Zusammen waren wir eine nette Gruppe aus Mädels. Wir haben erstmal anderthalb Stunden gequatscht und als wir dann los wollten, kam noch eine Redakteurin der Hessenschau vorbei und wollte einen kleinen Beitrag über uns machen. („Sie kannten sich vorher alle gar nicht? Sie haben sich übers Internet verabredet?“ Jaja, dieses ominöse Internet…). Zu dem Beitrag kommt ihr übrigens hier [Überschrift: „Gemeinsam unterwegs mit #notalonefbm17“], auch wenn der Text eher furchtbar klingt und sich in der Sie-Form wohl eher an ein älteres Publikum wendet 😉

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Die Verleihung des Buchblog-Award 2017

Jedenfalls hatten wir viel Spaß und sind gemeinsam erst ein wenig durch die Hallen gelaufen und dann zur Verleihung des Buchblog-Award 2017 gegangen. Besonders die einführenden Worte der Moderatorin (deren Namen ich leider nicht mitbekam) [Nachtrag, 19:04 Uhr: Es war Christiane Frohmann, @FrauFrohmann] fand ich sehr spannend, da sie ironisch zwischen Influenzern und Buchbloggern trennte und eine Professionalisierung der Buchblogszene voraussagte. Damit ist allerdings nicht gemeint, dass die Blogger selbst sich professioneller verhalten (dies vielleicht irgendwo auch), sondern dass die Verlage Blogger immer stärker in ihr Marketing integrieren und es selbstverständlicher wird, Buchblogs neben dem Feuilleton zur Kenntnis zu nehmen. Interessant war auch, wie viele Leute der Veranstaltung beiwohnten und entgegen meinen Erwartungen waren es nicht nur junge Menschen, bei denen ich einen Buchblog vermutete 😉

Als nächsten sind wir dann gemeinsam zum Blogger Future Place gegangen. Dort ging es um ganz verschiedene Blogger-Relevante Themen. Besonders der Monetarisierungsbeitrag von Philip [Book Walk] sorgte ja ein wenig für Aufregung, dazu werde ich in einigen Tagen noch einmal einen eigenen Beitrag verfassen. Ansonsten war das Format für mich leider eher enttäuschend. Die Akkustik war sehr leise und ich bekam nicht alles mit, zudem wurden mir die Themen nicht ausführlich genug diskutiert, es handelte sich eher um kurze Vorstellungen von einzelnen Mini-Themen. Eine tiefere Auseinandersetzung wäre an der ein oder anderen Stelle nicht verkehrt gewesen. Insgesamt war mir die Veranstaltung einfach zu chaotisch.

Dann gab es noch ein kleines Bloggertreffen des #LitNetzwerks. Leider fiel das Treffen sehr kurz aus und ich konnte mich kaum mit anderen austauschen. Dennoch war es schön, mal viele auf einem Haufen zu sehen. 🙂

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LitNetzwerk-Treffen am Freitag (Foto: (c) Nadine Hagemann)

Zum Ausklang bin ich noch ein wenig alleine durch die Hallen gestromert, habe bei einzelnen Verlagen vorbeigeschaut und mir ganz viele buchige Postkarten gesucht. Ich habe ja ein kleines Faible für Postkarten und wollte meinen Vorrat auffüllen 😉

Samstag – Besuchertag

Am Samstag war ich erst sehr spät auf der Messe, da ich den Morgen mit meiner Familie verbracht habe. Die Gänge waren sehr voll, es war ein einziges Geschiebe und Gedränge. Zum Glück habe ich Nadine und Katja trotzdem gefunden und wir haben uns erstmal was zum Mittagessen gesucht 🙂 Danach liefen wir ein wenig durch die Hallen, dann trennten sich unsere Wege schon wieder.

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Die wunderbare Ullstein-Eule 🙂 *willaucheine!*

Anne [Buchstabenträumerei] nahm mich dann mit zu einer Bloggervorstellung von arsEdition. Dort wurden einige Highlights des Frühjahrsprogramms für 2018 vorgestellt. Das Treffen war sehr interessant und insbesondere 2 Titel könnte ich mir auf meinem Blog vorstellen. Dennoch fand ich es ein wenig befremdlich jetzt schon an 2018 zu denken. Bis die Bücher erscheinen werden, habe ich vermutlich die Titel alle wieder vergessen. Aber in dem ganzen Trubel war es schön, mal eine halbe Stunde zu sitzen und ein paar neue Gesichter (vom Verlag aber auch die anderen anwesenden Bloggerinnen) kennen zu lernen.

Das absolute Highlight für mich an diesem Samstag war jedoch das große Bloggertreffen, dass Emily [Stopfis Bücherwelten] organisiert hat. Eigentlich wollte ich dort nur kurz verweilen um noch ein paar Bloggerinnen kennen zu lernen, aber dann blieb ich doch 2 Stunden lang und hatte dennoch nicht die Chance mit jedem zu quatschen. Aber ich habe viele getroffen, deren Beiträge ich gerne lesen, mit denen ich online schon geschrieben hatte und das war einfach wundervoll! 🙂 Die Atmosphäre war einfach so herzlich und alle so nett und das war wirklich der schönste Moment für mich auf der gesamten Messe!

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Bloggertreffen am Messesamstag (Foto: (c) Nadine Hagemann)

Insgesamt ging der Samstag viel schneller rum, was auch daran lag, dass ich noch einmal durch die Hallen gegangen bin und mir alles angesehen habe. Leider habe ich vor lauter Schauen nur allzu oft meine Kamera in der Hand vergessen, sodass ich gar nicht so viele Fotos gemacht habe, wie ich es geplant hatte.


Über die Ausschreitungen

Natürlich möchte ich auch kurz etwas zu den Ausschreitungen der Messe sagen. Ich möchte keinen eigenen Beitrag machen, weil das viele andere bereits sehr gut getan haben, ein paar werde ich euch unten verlinken.

Nur kurz zu meinen Eindrücken: Ich habe im Vorfeld mitbekommen, dass es auch rechte Verlage auf der Messe geben wird. Ich habe mir die Standorte dieser Verlage nicht herausgesucht und auch beim Herumlaufen durch die Hallen keinen rechten Verlag bewusst wahrgenommen. Von den Ausschreitungen selbst habe ich erst über Twitter erfahren und mich anfangs auch nicht selbst geäußert (da ich selbst nichts mitbekommen hatte) sondern nur Tweets anderer in dieser Angelegenheit geteilt. Am Abend habe ich mit Entsetzen das Statement der Buchmesse gelesen. Meinungsfreiheit bedeutet für mich, dass keine (!) Meinung unterdrückt oder die Äußerung unterbunden wird. Es bedeutet aber nicht, dass jedem eine Plattform zur Verbreitung seiner Meinung gegeben werden muss. Die Buchmessen sind – auch wenn sie von vielen so wahrgenommen werden – kein öffentlicher Raum, sondern eine private, wirtschaftliche Veranstaltung. Dass die Frankfurter Buchmesse zugelassen hat, dass die Situation so eskalieren konnte, dass bestimmte Gäste geladen wurden, dass Polizei sowie private Sicherheitsbeamte unterwegs waren und keine Gruppe sich verantwortlich fühlte, einzuschreiten, ist, um es einfach zu sagen: Entsetzlich!

Wie wir als Buchblogger mit dem Thema umgehen können und sollten, dazu hat Mareike [Bücherkrähe] einen tollen Beitrag geschrieben. Und ich denke, damit ist alles gesagt!

Ich möchte nur hinzufügen, dass es nicht reicht, sich einmalig gegen rechte Verlage zu stellen. Mareike hat recht mit ihrem Appell, dass wir als Buchblogger politischer werden müssen. Es gibt auch eine Menge guter Sachbücher, vielleicht sollten wir diese verstärkt in den Fokus nehmen und über unsere Plattformen teilen? Natürlich sind wir eine sehr inhomogene Gruppe. Einige sind noch recht jung, andere vielleicht eingeschüchtert durch miese Kommentare. Aber insgesamt sind wir eine Menge starker Persönlichkeiten und wir alle gemeinsam können sehr, sehr laut werden, wenn wir es denn nur wollen!


Die Frankfurter und die Leipziger

Insgesamt ist Frankfurt natürlich um einiges größer und chaotischer als Leipzig – nicht zuletzt wegen des großen Messegeländes. Ich muss aber sagen, dass Leipzig immer den ersten Platz in meinem Herzen belegen wird.

Ich selbst besuche auf solchen Messen eigentlich keine Lesungen oder Signierstunden. Man steht einfach sehr lange an, man hört kaum etwas, da der Trubel so groß ist und das möchte ich mir einfach nicht antun. Mein erstes Ziel ist es immer, Fachvorträge zu besuchen und mein zweites gezielt meine bevorzugten Verlage zu besuchen. In diesem Jahr kam natürlich noch der Austausch mit anderen Bloggerinnen dazu. Insgesamt war die Frankfurter Buchmesse für mich ein tolles Erlebnis, jedoch konnte ich nicht so viele Vorträge oder Veranstaltungen besuchen, wie ich es gerne getan hätte. Besonders für mich als Neu-Bloggerin wären noch mehr Blogger-Veranstaltungen toll gewesen und das habe ich ein wenig vermisst. Dennoch werde ich nächstes Jahr wieder auf die Frankfurter Buchmesse fahren, wenn sich mir die Chance eröffnet! Dass ich die Leipziger Buchmesse nicht ebenfalls besuche, steht natürlich gar nicht erst zur Diskussion 🙂

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Heimfahrt, total k.o.

Weitere Links zu den Tumulten am Freitag:

Nazis auf der fbm, Blogger gegen Blogger und was wir tun sollten von Mareike [Bücherkrähe]

Nazis auf der FBM, das Paradoxon der Intoleranz und die Reaktionen darauf von Anna [Ink of Books]

#FBM17 – Frankfurter braune Messe 2017 von Sven Hensel

Gegen Rechts auf der Frankfurter Buchmesse von Cindy [Piranhapudel]

Sag mal, fbm…  von Marion [Schiefgelesen]

Was passiert hier? Die neue Rechte auf der Frankfurter Buchmesse von Julia [Fisch & Fleisch]

Bücher, Messen & (Neo-)Nazis: Eine Nachlese zur Frankfurter Buchmesse von Wolki [Inktroversion]

… wird laufend aktualisiert…

Wer noch andere gute Blogposts dazu kennt, gerne her damit!

 

8 Kommentare

  • Sonja

    Schöner Bericht! Ich war auch dort, bin aber eher lieber allein unterwegs, da ich nicht gut small talken kann 😉 Vielleicht wage ich es nächstes Jahr, mich mit anderen Bloggern zu treffen 😉

    • Jennifer

      Mach das mal 🙂 Ich hab mich auch langsam von ner kleineren Gruppe zu immer größeren vorgetastet 😀 Aber alle sind super lieb und nett, ich kann es also nur empfehlen 😉

  • meinereisezumeigenenbuch

    Oh wie schön! Es klingt, als hättest du eine tolle Zeit in Frankfurt gehabt! Ich wäre ja auch gerne mal in Leipzig auf der BM dabei. Bisher kenne ich nur die Frankfurter (ich wohne im Rhein-Main-Gebiet, daher bietet sich das natürlich an) und finde sie doch leider immer seeehr überlaufen. Das ist einerseits schön, weil so viele Leute da sind, andererseits ist es auch sehr anstrengend!
    LG, Daniela

    • Jennifer

      Hi Daniela,
      ja, das hatte ich wirklich 🙂 Leipzig ist an den beiden Publikumstagen leider nicht wirklich viel leerer, aber daneben gibt es eben viel mehr Lesungen usw. in der Innenstadt bzw. in der Stadt. Dadurch verteilt sich alles ein wenig mehr. Zudem gibt es immer jede Menge interessante Vorträge und Veranstaltungen und ich finde es mit dem Leipziger Veranstaltungskalender auch einfacher, sich passende und für einen interessante Veranstaltungen rauszusuchen 🙂
      VG Jennifer

  • Pascale

    Hey Jennifer,

    ein toller Bericht 🙂 Für mich war das Bloggertreffen auch eins der Highlights und war dort viel länger als geplant. Dadurch habe ich aber auch nur sehr wenig gesehen dieses Jahr, weil ich nur am Samstag konnte.
    Von den Ausschreitungen habe ich auch gar nichts mitbekommen und da ich ja bei der Zeitung arbeite, haben mich gleich alle danach gefragt, ob ich was mitbekommen hatte. Bin aber eigentlich ganz froh, dass ich den Messetag ohne böse Erinnerungen in meinem Kopf habe. Klar man sollte so was nicht ignorieren und deswegen stimme ich deinen Worten am Ende total zu.
    Nächstes Jahr möchte ich unbedingt auch an einem Fachbesuchertag auf die Messe und die Hallen mal ganz entspannt anschauen.

    Ganz liebe Grüße

    Pascale

    • Jennifer

      Hi Pascale,
      so habe ich es noch gar nicht gesehen, aber es stimmt natürlich, wir können uns unsere schönen Erinnerungen bewahren. Natürlich finde ich es dennoch wichtig, Stellung gegen Rechts zu beziehen. Aber in erster Linie muss man Kritik an der Buchmesse als Veranstalter üben, da sie diese Ausschreitungen hätten unterbinden müssen. Das wäre absolut im Recht gewesen und gebot schon der gesunde Menschenverstand, da es bei Ausschreitungen auf so engem Gelände nun einmal viel stärkeres Eskalationspotential gibt, als irgendwo auf der Straße beispielsweise.
      Ich versuche mir die Messe dennoch in schöner Erinnerung zu behalten und freue mich nicht nur, so viele Blogger*innen getroffen zu haben, sondern auch, dass sich so viele jetzt mit den Ausschreitungen auseinander gesetzt haben – das halte ich für ganz wichtig!
      Zu den Fachbesuchertagen: Mach das auf jeden Fall 🙂 Über deinen Blog sollte das ja kein Problem sein, vorausgesetzt, du kannst dir in deinem Offline-Leben den Freiraum für die Messe schaffen 🙂
      VG Jennifer

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